Brücke zwischen Fellen und Wellmich

Brücke zwischen Fellen und Wellmich

Im Jahr 1970 stimmten beide Räte der Städte St. Goar und St. Goarshausen für die Gründung einer gemeinsamen Verbandsgemeinde, die den Namen „Loreleystadt“ tragen sollte. Schon damals sollte mit der Gründung einer gemeinsamen Kommune des Mittelrheinzentrum St. Goar/St. Goarshausen gestärkt werden. Wie wir alle wissen, kam es jedoch nicht dazu. Unter anderem war ein Argument, dass keine feste Querung zwischen den Städten vorhanden war.

Mittelzentrum stärken

Die Möglichkeit nun 51 Jahre später einen gemeinsamen Wirtschaftraum der Städte zu entwickeln, neu zu definieren und das Mittelrheinzentrum nun endlich nachhaltig zu stärken, bietet eine sichere und kostenfreie Querung über den Rhein zwischen den Schwesterstädten. 

Von den in dem Gutachten vorgelegten Varianten einer Mittelrheinquerung am Standort zwischen beiden Städten, wäre eine kostenlose und rund um die Uhr verkehrende Fähre sicher die am schnellsten umzusetzende Möglichkeit. 

Dennoch biete jede Fährverbindung das Risiko eines Ausfalls, sei es durch extreme Pegelstände, kurz- oder mittelfristige Schäden an der Fähre oder andere denkbare und undenkbare Vorkommnisse. Auch wäre zu prüfen, ob denn eine kostenlose Mittelrheinquerung an dem benannten Standort durch eine Fähre – sei diese staatlich oder privatwirtschaftlich mit einer Subvention betrieben – in Verbindung mit den anderen Fähren im Mittelrheintal mit EU-Recht überhaupt vereinbar wäre. Schließlich wäre dies ein Eingriff in die Privatwirtschaft.

Darüber hinaus ist eine solche Entscheidung in Bezug auf Ihre Langfristigkeit anfällig für politische oder gesellschaftliche Entwicklungen: Eine staatliche Finanzierung  des Beschriebenen wäre somit u.a. abhängig von politischen Mehrheiten. 

Feste Querung bedeutet Sicherheit

Dem hingegen bietet eine feste Querung in Form einer Brücke den Menschen eine nich zu nehmende Sicherheit, damit sie kostenfrei, sicher und jederzeit die andere Seite des Rheins erreichen können. 

Eine Hochbrücke wäre jedoch kein Vorteil für die Städte im Tal, da dann die Menschen über diese einfach hinwegfahren würden. 

Eine tunnelvariante bringt wiederum den Nachteil, dass diese für Fußgänger und wahrscheinlich auch für Radfahrer nicht zu benutzen wäre.

Bleiben also die Tiefvarianten zentral und außerhalb.

Wenn auch eines der Gutachten zum Schluss kommt, dass aus städtebaulicher und finanzieller Sicht eine Stadtbrücke, also „Tieflage zentral“, Vorteile hat, so hat diese aber vor allem einen Nachteil: Das Bild der beiden sich gegenüberliegenden Städte würde durch ein Bauwerk mit solch großem Höhenaushub nachhaltig verändert werden. Und das nicht zum Vorteil. 

Zwar wäre der Weg von Zentrum zu Zentrum, wie im Gutachten beschrieben, im Vergleich zur „Tieflage außerhalb“ knapp 4,5 km kürzer, jedoch wäre uns mit der Variante außerhalb die Stadt St. Goarshausen im Vergleich zur heutigen Situation, nämlich die Südbrücke in Koblenz benutzen zu müssen, um ca. 64 km näher.  Das spricht für sich. Unsere Schwesterstadt wäre uns so wieder näher als z.B. Oberwesel es ist.

Aber nicht nur für die beiden Städte bietet eine feste Querung eine Chance, sondern auch für die Stadtteile Fellen und Wellmich. Auch diese Lebensräume könnten eine spürbare Aufwertung erfahren und man sollte dies im Blick behalten. 

Chancen und Risiken abwägen

Natürlich gibt es noch viele Fragen, auf die man beim jetzigen Stand der Betrachtung ehrlicher Weise nur bedingt Antworten hat. Auch jetzt kann nur prognostiziert werden, wie sich das Verkehrsaufkommen in den Städten verändern wird. Die Corona-Situation führ uns allen gerade eindrücklich vor Augen, dass nicht so bleiben muss, wie es ist oder immer wird, wie es vorausgesagt wurde. 

Chancen und Risiken, beides muss man betrachten. Man muss sich letztlich entscheiden, ob man den möglichen Vorteil einer festen Querung eine Chance bietet, oder man die Risiken im Blick hat. Es kann mehr Verkehr geben, aber wer von uns möchte sich hierbei auf eine konkrete Zahl festlegen. Außerdem wäre dieser zusätzliche Verkehr ja nur auf der Basis des heute sowieso schon durch die Fähre entstehenden Verkehrs zu betrachten. Schwerlastverkehr wäre in Sankt Goar durch die zu niedrige Höhe der Eisenbahnbrücke auf der K100 nach Biebernheim nicht zu erwarten. Und ich bin fest davon überzeugt, dass sich auch kein LKW ernsthaft durch das Gründelbachtal oder Werlau den Weg zur Autobahn sucht. 

Aus der Geschichte lernen

Natürlich können wir es auch bei der jetzigen Situation einer Fährverbindung belassen, aber ich denke nicht, dass unsere Städte heute schlechter dastehen würden, wenn vor 51 Jahren schon eine Brücke gebaut worden wäre.

Es geht heute auch nicht darum, wer eine mögliche Brücke letztlich finanzieren wird. Wir sollen eheute nur eine Stellung dazu abgeben und dem Stadtrat unsere Empfehlung geben. Dazu liegen nun unterschiedliche Varianten vor.

Bürgerbeteiligung

Und ich freue mich darüber – auch wenn es natürlich ein gesetzlich vorgeschriebener Teil eines Raumordnungsverfahren ist – dass wir als, in Anführungszeichen, kleiner Ortsbeirat der Kernstadt hierzu auch gehört werden. Das ist bürgernah und nicht von oben herab. So soll es sein.

Marcel Reinelt, Fraktionsvorsitzender der SPD im Ortsbeirat St. Goar-Kernstadt